Hier spielen in Bremen Schwarze Helden und Heldinnen die Hauptrolle

Die Schwarze Kinderbibliothek hat nun eigene Räume. Warum das wichtig ist und mit welchen Büchern man kinderleicht Diversität und Rassismus erklären kann.

Ob die aus dem Jahrhundert-Schlaf wach geküsste Prinzessin, das erstaunlich starke Mädchen mit den zwei roten Zöpfen oder der fliegende Junge, der nicht erwachsen werden wollte – die meisten Helden in Kindergeschichten sind weiß. Für Schwarze Protagonisten bleibt da zwischen den Buchdeckeln oftmals nur wenig Platz.

Um diesem Missstand entgegenzutreten, hat die Initiative "Zukunft ist bunt" eine Bücherei für Schwarze Kinder in Bremen eingerichtet. Die Schwarze Kinderbibliothek ist nun in ihre ersten eigenen Räumlichkeiten in der Mathildenstraße 89 gezogen.

"Schwarze und afro-deutsche Kinder werden in der Literatur häufig noch mehrfach benachteiligt und ausgegrenzt. Schwarzsein wird oft als etwas Schlechtes dargestellt“, sagt Sheeko Ismail von der Schwarzen Kinderbibliothek.

Schwarze Protagonisten entdecken, die nicht nur als Randfigur vorkommen, nicht nur im Kontext von vermeintlich Fremd- oder Anderssein auftauchen oder Schönheitsideale vermitteln – für Schwarze Kinder gar nicht so einfach.

Das soll sich jetzt ändern. "Wir bieten einen Raum, der von Schwarzen Menschen organisiert wird und offen für alle ist – jeder ist herzlich willkommen", sagt Sheeko Ismail. So wolle man einen geschützten Ort für die jungen Lesende schaffen, in dem sie weder benachteiligt noch ausgegrenzt werden.

Identifikationsfiguren wichtig für Selbstwertgefühl

Medien wie Bücher und Serien helfen Kindern, die Welt um sich herum und ihren eigenen Platz in ihr zu verstehen.

Für Kinder sind Identifikationsfiguren wichtig, um die eigene Persönlichkeit zu entwickeln.

Petra Sandhagen, Entwicklungspsychologin und Vertretungsprofessorin der Abteilung für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie an der Universität Bremen

Kinder orientieren sich an engen Bezugspersonen und Menschen, an denen sie Ähnlichkeiten zu sich selbst feststellen. Denn das schaffe ein Gefühl von Vertrautheit, so die Entwicklungspsychologin Petra Sandhagen. Diverse Identifikationsfiguren spielen daher eine wichtige Rolle für das Selbstwertgefühl und das Selbstbewusstsein von Jungen und Mädchen.

Vorurteile abbauen

Auf der anderen Seite seien Kinder- und Jugendbücher mit diversen Protagonisten und gesellschaftlich vielfältigen Lebensmodellen wichtig, um Vorurteilen entgegenzuwirken und abzubauen, so Sandhagen.

Um sich das Fremde oder Unbekannte erklären zu können, greift der Mensch meist auf Stereotype zurück.

Petra Sandhagen, Entwicklungspsychologin

Um diese Stereotype ablegen zu können, sei es wichtig, sie kennenzulernen. Dass die Schwarze Kinderbibliothek nun eigene Räumlichkeiten bezieht, sei wichtig, um Aufmerksamkeit für diese Thematik zu schaffen. Trotzdem sei es unerlässlich, dass auch in anderen Institutionen der Bestand diverser Medien erweitert wird, so die Entwicklungspsychologin.

Tipps für weiße Eltern

Rund 100 Bücher und weitere Medien stehen jungen Bücherwürmern und Leseratten in der Bücherei an der Mathildenstraße 89 zur Auswahl. Geplant seien laut Sheeko Ismail auch Lesungen und Aktionen mit ausleihbaren Bücherkisten für Kitas und Grundschulen.

Wer sich näher mit Kinderliteratur zum Thema Rassismus auseinandersetzen möchte, für den empfiehlt Sheeko Ismail folgende Bücher: "Das Buch vom Antirassismus" von Tiffany Jewell und "Wie erkläre ich Kindern Rassismus?" geschrieben von Josephine Apraku.

Wie ist die Sprache? Wer ist der Autor? Worum dreht sich die Handlung? – All das sind Punkte, auf die man genau schauen sollte, wenn es um die Buchauswahl für Kinder und Jugendliche geht.

Sheeko Ismail, Schwarze Kinderbibliothek

Wer noch weitere Buchempfehlungen sucht, wird zum Beispiel auch auf dem Instagram-Kanal von Ndey Bassine Jammeh-Siegel fündig. Dort stellt sie eine Reihe von Werken zum Thema Diversität vor.