Weltfrauentag: Diese Klischees nerven Bremerinnen am meisten
Fünf Frauen aus Bremen sagen uns, was sie besonders nervig finden. Zum Weltfrauentag 2024 benennen sie Klischees, die ihnen selbst begegnet sind.
Am 8. März ist Weltfrauentag: Ein Tag, an dem von vielen Seiten für die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau gekämpft wird. Dass diese noch nicht erreicht ist, zeigt sich an vielen verschiedenen Stellen – unter anderem daran, dass Frauen mit bestimmten Klischees konfrontiert sind, die Männern eben nicht zugeschrieben werden. Fünf Bremerinnen erzählen, welche davon sie besonders nerven.
Eva Koball leitet die Geschäftsstelle bremen digital media
Das Klischee, das mich stört: Dass Frauen ja so kommunikativ sind. Deshalb werden sie nach wie vor insbesondere im IT-Bereich sehr oft nur als Beiwerk betrachtet und nicht ernst genommen. Sie dürfen immer dabei sein, sind aber nicht für sich genommen genug. Podiumsdiskussionen beispielsweise sind oft rein männlich besetzt. Eine Frau wird dann gerne als Moderatorin eingesetzt. Oder Teamrunden, bei denen auch in der Regel Männer diejenigen sind, die die Gesprächsführung übernehmen und Frauen auch mal was sagen dürfen oder Protokoll schreiben sollen.
Rania Enan ist Psychologin und aktiv im Arabischen Frauenbund
Mich nervt das Klischee, dass Frauen mit Kopftuch als rückständig gelten. Obwohl alle Frauen als Feministinnen die Freiheit wollen, gibt es immer noch Frauen, die uns Frauen mit Kopftuch beurteilen und denken: "Warum tragen die Kopftücher?" Das Ziel ist doch, dass jede Frau für sich ihre Lebensweise bestimmt. Wenn sich Frauen entschieden haben, Kopftuch zu tragen, dann sollten andere Feministinnen einfach damit umgehen und das akzeptieren.
Doreen Gaumann ist Braumeisterin
Das Klischee, das mich am meisten stört: Dass Frauen das schwache Geschlecht sind und dadurch unterschätzt werden. Es ist so, dass man durchaus mehr Kraft hat als andere denken – und dass aber gerne mal der Spruch über die Lippen kam: "Du bist eine Frau, du solltest das nicht", oder: "Mach das nicht. Ich nehme dir das ab", oder: "Ich helfe dir". Das Ding ist: Wenn ich Hilfe brauche, dann frage ich nach Hilfe. Wenn ich keine Hilfe brauche, dann frage ich auch nicht. In meiner Vergangenheit hat das viele Diskussionen verursacht. Ich habe als Braumeisterin einen Job gewählt, der durchaus körperliche Fitness erfordert. Da wächst man mit seinen Aufgaben und irgendwann braucht man weniger oder keine Hilfe mehr.
Jessica Lewerentz hat ihre eigene Schneiderei
Ich rolle laut mit den Augen, wenn jemand sagt: "Frauen müssen nähen können". Nein. Aus Erfahrung weiß ich, nicht jede Frau kriegt den Faden durch die Nadel. Das ist total natürlich. Es darf nicht jede, sonst habe ich gar keine Daseinsberechtigung. Ich bin Schneidermeister und in meiner Klasse waren auch einige Männer, die es genauso gut, vielleicht sogar besser als ich, hingekriegt haben. Es ist ja auch eigentlich nur in Deutschland so. Guckt man Richtung Syrien beispielsweise, sieht man viele tolle Männer, die besser nähen können als Frauen.
Andjela Mitrovic ist medizinische Fachangestellte
Mich stört, dass Frauen sehr stark nach ihrem Aussehen beurteilt werden. Denjenigen, die mehr Wert auf ein gepflegtes Äußeres legen, mit langen Wimpern, Make-Up, langen Nägeln, Tattoos oder vielleicht auch einer Botox-Behandlung, wird dann kein fachliches Vertrauen in beruflicher Hinsicht entgegengebracht. Sowohl von Frauen als auch von Männern. Ich finde das den Frauen gegenüber unfair.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Morgen, 8. März 2024, 7.40 Uhr