Betritt dank Bremer Technik schon bald ein Deutscher den Mond?

Bild: Airbus

2025 sollen wieder Menschen auf den Mond geschickt werden. Ein Großteil der Technik kommt auch aus Bremen. Was Airbus und Alexander Gerst damit zu tun haben, verraten wir hier.

Als jüngst das Raumschiff Orion ins All startete, war das einem wichtigen Bauteil aus Bremen zu verdanken: Im European Service Module, dem ESM, waren die wichtigen Antriebssysteme verbaut, mit der die unbemannte Rakete den Mond umrunden und wieder zur Erde zurückkehren konnte. "Die Mission war ein voller Erfolg, alles hat komplett nahtlos funktioniert", sagt Marc Steckling, Chef der Abteilung "Space Exploration" bei Airbus.

Der Raketenstart im November und damit der erste Einsatz für das Bremer Antriebsmodul sei nicht nur erfolgreich, sondern besser als gedacht gelaufen, teilte Airbus an diesem Donnerstag anlässlich des von Nasa und Esa veranstalteten "Moon Media Day" mit. Ralf Zimmermann, Chef für die Mond- und ESM-Programme bei Airbus, sagte, er sei überrascht gewesen, dass der erste Härtetest so gut gelungen sei.

Wir hatten am Ende noch Zeit über und haben dann Experimente gemacht, die wir gar nicht erwartet hatten.

Ralf Zimmermann, Chef für die Mond- und ESM-Programme bei Airbus

Die Experimente hätten es ermöglicht, das ESM weiter auszutesten und mehr zu lernen für die nächsten Flüge mit Astronauten, sagt Zimmermann.

Menschen im All dank Bremer Technik

Denn 2025 schon sollen die ersten Astronautinnen und Astronauten auf dem Mond landen, so ist es zumindest geplant. Aber schon vor dieser Mission soll ein bemanntes Raumschiff den Mond umrunden; wieder mit einem Bremer Servicemodul an Bord, dem ESM 2. Das hat Airbus bereits fertig gebaut und in die USA verschifft. Der Unterschied zum ersten Modell: Diesmal sind auch Sauerstoff, Stickstoff und Wasser an Bord – also überlebenswichtiges Frachtgut.

Airbus-Ingenieurin Annemarie Lohse hat mit ihrem Team an diesem Teil des Servicemoduls jahrelang gearbeitet, hat getestet, wie diese Stoffe gelagert werden, wie die Astronauten optimal versorgt werden. Ohne ihre Arbeit käme kein Mensch ins All. "Das ist natürlich ein Meilenstein", sagt Lohse. "Das wird auch nochmal sehr spannend, wenn dort das erste Mal der Sauerstoff eingefüllt wird."

Serienproduktion als neuer Standard

Diese Antriebs- und Versorgungstechnik soll der neue Standard für die Artemis-Missionen zum Mond werden: Airbus hat bereits Verträge für sechs Servicemodule unterschrieben, drei weitere werden gerade ausgehandelt. Künftig soll ein Servicemodul pro Jahr in Bremen gebaut werden, also so etwas wie eine serielle Produktion.

ESM Orion Mission sind im ESM verlegt. Sie verknüpfen mehr als 20.000 Teile und Komponenten. 12 Kilometer Kabel 33 Triebwerke Mehr als 13 Tonnen 15.000 Solarzellen 19 Meter Spannweite Eine Kevlar-Haut 4 Astronauten befeuern das Orion-Raumschiff, wobei das ESM auch für Manöver und Positionskontrolle verantwortlich ist. wiegt das ESM beim Start. Das entspricht rund drei fünftel der Orion-Gesamtmasse. haben die Flügel des Raumschiffs. Jeder Flügel besteht aus drei separaten Paneelen, die sich im Weltraum auf 7 Meter Länge entfalten schützt die ESM, um Schäden durch Mikrometeoriten und Einschläge von Weltraumschrott zu vermeiden. 1000mal mehr Treibstoff als ein Auto fassen die Treibstofftanks des ESM. können durch die Gastanks des ESM mehr als 20 Tage lang mit Atemluft versorgt werden. erzeugen genug Energie, um zwei Haushalte mit Strom zu versorgen. Jedes der vier Paneele kann sich an der Sonne ausrichten.

Auch das ist aus Sicht von Marc Steckling ein Meilenstein. "Wir haben ja doch in der Raumfahrt viele Programme, die nur einmal gefertigt werden, was dann so eine Art Manufaktur ist." Die ESM aber sollen so standardisiert werden, dass sie immer nach dem gleichen Prinzip gebaut werden. Schon jetzt macht Airbus dabei große Fortschritte: Im sogenannten Reinraum des Bremer Standortes wird gerade an den ESM 3 bis 5 getüftelt. Sie alle sollen jene Teile des Orion-Raumschiffs antreiben, in denen Menschen sitzen werden.

"Astro-Alex" auf dem Mond?

Aber Weltraumerkundung ist nicht nur von der Technik abhängig. Und deshalb hatte Airbus auch den Astronauten Alexander Gerst zum "Moon Media Day" nach Bremen eingeladen.

Alexander Gerst
Alexander Gerst war auf dem "Moon Media Day" zu Gast in Bremen. Bild: Radio Bremen | Lisa-Maria Röhling

Im Reinraum für die ESM 4 erklärt er: "Für einen Astronauten ist es immer toll, vor einem Raumschiff zu stehen, das noch im Bau ist – vor allem, wenn es eins ist, wo man selbst mitfliegen könnte."

Ob Alexander Gerst zu dem Team gehört, das in zwei Jahren auf dem Mond landen könnte, ist noch nicht klar. Aber er bereite sich schon darauf vor, bei Trainings in der Antarktis oder in Höhlensystemen in Slowenien, um sich so an die Arbeit in der Kälte und in der Dunkelheit zu gewöhnen.

Genau auf solchen Missionen bereitet man sich mental vor, weil es auch nicht einfach werden wird, auf der Mondoberfläche zu arbeiten.

Alexander Gerst, Astronaut

Dass die Menschen jetzt überhaupt wieder zum Mond fliegen, ist für den erfahrenen Astronauten absolut logisch: "Der Mond ist im Prinzip ein unentdeckter Kontinent, der gehört zu unserer Erde, der kreist darum herum." In drei bis fünf Tagen könne ein Team mit einem Raumschiff dorthin reisen, deswegen sei es fast eine Pflicht, ihn zu entdecken und dort zu forschen. "Weil von diesem schwarzen Kosmos auch Gefahren auf uns zukommen, und das müssen wir verstehen."

Aus Sicht von Airbus-Raumfahrtchef Marc Steckling könnte diese Entdeckungstour schneller gehen, als man denkt: Bis Ende des Jahrzehnts, da ist er sicher, lebten Menschen auf dem Mond. Es werde feste Handelsrouten und Flugverbindungen zwischen Erde und Mond geben, Siedlungen, Telekommunikationssysteme. Mit dem Start im Herbst sei ein goldenes Zeitalter der Raumfahrt angebrochen. Denn die nächste Station nach dem Mond steht schon fest: Die Reise zum Mars.

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Autorin

  • Lisa-Maria Röhling
    Lisa-Maria Röhling

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 9. Februar 2023, 19:30 Uhr