Ukraine-Krieg: So sehen Bremerhavener die Militärlieferungen im Hafen

Ein Geländewagen steht auf einem Lastwagen.
Bild: Radio Bremen | Till Kohlwes

US-Panzer, Jeeps, Lkw: Bremerhaven ist Zwischenstopp für Militärlieferungen an die Ukraine. Bei Anwesenden sorgt das für "komische Gefühle", aber auch Verständnis. Ein Besuch.

Die ersten Militärfahrzeuge aus Amerika sind in den vergangenen Wochen nach Europa verschifft worden – zur Unterstützung der Ukraine bei der Verteidigung gegen Russland. Erster Zwischenstopp: der Hafen in Bremerhaven. In den nächsten Wochen und Monaten könnten es insgesamt 150 weitere Schiffe sein, die noch mehr Militärequipment an Bord haben, wie aus Hafenkreisen zu hören ist. Bestätigt ist das aber nicht.

Läuft man auf der Franziusstraße in den Hafen, entdeckt man nach einer Weile mehrere Tieflader. Darauf amerikanische Militärfahrzeuge. Bereit zum Abtransport. Ein Stück weiter blickt man auf die sogenannte ABC-Halbinsel. Sie ist so groß wie 14 Fußballfelder. Dort stehen weitere US-Militärfahrzeuge in langen Reihen: Kampfpanzer, Schützenpanzer, Bergepanzer, unzählige Militärlastwagen und -transporter, Geländefahrzeuge, auch die Umrisse eines Kampfhubschraubers sind zu erkennen. Alles angestrichen in Wüstentarnfarben.

"Erstmal befremdlich, aber momentan Alltag"

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite liegt die "letzte Kneipe vor New York" – so steht es über der Eingangstür. Die etwa 200 Fahrzeuge lassen die Kneipengäste Thorsten Bullmahn und Edith Schneider nicht kalt.

Schreckliche Gefühle. Ich fühl mich nicht wohl dabei. Was soll man da sagen, es fehlen einem die Worte. Es möchte im Grunde keiner sowas.

Edith Schneider, Hafengast
Vor einem flachen Gebäude wehen Flaggen der USA und Deutschlands.
"Die letzte Kneipe vor New York" im Bremerhavener Hafen. Bild: Radio Bremen | Till Kohlwes

"Es ist natürlich erstmal befremdlich, wenn man die ganzen Militärfahrzeuge sieht", sagt Bullmahn. "Aber man muss sich im Grunde dran gewöhnen, weil es die Zeit ist. Es gehört momentan zum Alltag dazu."

Vor der Kneipe sitzt Stephan Nieken in seinem Taxi und schaut auf die langen Reihen von Militärgeräten. "Ja, was ist das für ein Gefühl", fragt er sich selbst. "Wir sind hier im Kaiserhafen, hier stehen öfter mal welche, aber seit einem Jahr, wo wir die Ukraine-Krise haben, ist das schon ein komisches Gefühl."

Militärlieferungen sind für Bremerhaven nichts Neues

Truppenverlegungen und Materialumschlag der Amerikaner sind in Bremerhaven nichts Neues. Zum Beispiel 2020 übten die Amerikaner die Verlegung einer ganzen Division nach Osteuropa und nutzten dafür den Hafen.

Der amerikanische General hatte damals zwei Ziele: "to reinforce NATO and to establish collective defence" – die Stärkung der NATO und das Üben der gemeinsamen Verteidigung. Für den deutschen Generalleutnant Martin Schelleis war es damals ein riesiger Akt in Bremerhaven.

Die größte Herausforderung liegt in der Anzahl der über den Atlantik verlegten Kräfte. 20.000 Amerikaner. Eine neue Qualität aufgrund der Quantität. Die Verfahren sind etabliert, aber sie müssen den Belastungstest aushalten.

Martin Schelleis, Generalleutnant
Ein Geländewagen steht auf einem Lastwagen hinter einem Zaun.
Im Hafen stehen zahlreiche Militärfahrzeuge und warten auf den Weitertransport. Bild: Radio Bremen | Till Kohlwes

Damals alles nur Übung, heute aufgrund des Ukraine-Kriegs bitterer Ernst. Die ersten Panzer und Geländewagen in diesem Jahr wurden zunächst nach Mannheim in US-Kasernen überführt, wo ukrainische Soldaten ausgebildet werden.

In den nächsten Wochen sollen dann weitere große Transportschiffe der Amerikaner in Bremerhaven anlegen. Sie fahren im Pendelverkehr – an Bord viele Tonnen Militärnachschub für den Ukraine-Krieg. Hafengast Edith Schneider ist betroffen.

Wir kriegen das hier und dann wird das rübergeschafft. Also wir sind mittendrin im Krieg, obwohl wir das gar nicht wollen. Aber die Menschen tun einem leid, die da einfach mit dem Krieg überrumpelt wurden.

Edith Schneider, Hafengast

Thorsten Bullmahn hat die Hoffnung, "dass der Russe vernünftig und, dass der Krieg irgendwann beendet wird." Er glaubt: "Es wird lange dauern, aber es wird irgendwann ein Ende geben."

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Bild: Radio Bremen

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Autor

  • Till Kohlwes mit Brille und Bart lächelt in die Kamera
    Till Kohlwes

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Morgen, 2. März 2023, 8:40 Uhr