Fragen & Antworten
Wie hoch ist noch die Belastung der Kinderärzte in Bremen?
Ganz leichtes Aufatmen in den Kinderarzt-Praxen im Land Bremen: Nach einer Phase der völligen Überlastung hat sich die Lage etwas entspannt. Nur wie lange hält das an?
Mehrere Infektionserkrankungen gleichzeitig hatten die Kinderarztpraxen und -kliniken im Land Bremen zeitweise an ihre Grenzen – und zum Teil darüber – gebracht. Familien berichteten von stundenlangen Wartezeiten, einem Aufnahmestopp in den Praxen und Ärzten, die telefonisch nicht mehr erreichbar waren. Jetzt ist die Lage etwas besser. Dafür gibt es zwei Gründe, sagt der Bremer Kinderarzt Stefan Trapp.
Herr Trapp, Sie haben als Vorsitzender des Bremer Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte einen guten Überblick. Wie ist die Lage in den Kinderarztpraxen gerade?
Das Gefühl in den meisten Praxen ist, dass es gerade etwas entspannter geworden ist. Das kann an den Ferien liegen – und ein bisschen haben wir die Hoffnung, dass die Infektionswelle nachlässt.
Das Problem war ja, dass mehrere Infektionskrankheiten gleichzeitig "zugeschlagen" haben. Sind wir denn jetzt über den Berg?
Wir hatten zum Teil frühere Wellen, als sonst. Das stimmt. Das nimmt gerade ab. Aber jetzt zum Ferienende, wenn die Kinder in der Schule wieder zusammenkommen, kann es ganz schnell sein, dass wir wieder in eine Situation wie vor Weihnachten kommen
Am Brill öffnet jetzt eine Entlastungspraxis. Dorthin können Eltern mit kranken Kindern gehen, wenn der eigentliche Kinderarzt überlaufen ist. Hilft das langfristig?
Die Hoffnung habe ich schon, dass die Praxis am Brill viel Beratung abfedern kann. Telefonische Beratung ist auch ein Problem. Da haben Eltern ja auch geklagt, dass Praxen nicht erreichbar sind. Das ist ein interessanter Versuch.
Wir fangen vielleicht gerade auch Dinge auf, die die Kliniken nicht mehr schaffen, weil sie überlastet sind. Und die Klinik am Brill entlastet uns dafür.
Glauben Sie an eine dauerhafte Entspannung?
Wir haben auf dem Papier eine Überversorgung – und die Realität sieht ganz anders aus. Darüber haben wir mit der Gesundheitssenatorin gesprochen und ich glaube, sie hat das auch verstanden. Die Praxen sind überfüllt. In Zeiten mit hohen Überlastungen reichen die vorgesehenen Kapazitäten nicht.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Nachrichten, 6. Januar 2023, 14 Uhr