Bremerhavener Jugendfeuerwehr kann sich vor Nachwuchs kaum retten
Die Jugendfeuerwehr in Bremerhaven-Lehe ist so gefragt, dass es eine Warteliste für Interessenten gibt. Was fasziniert die Jugendlichen und wie läuft die Arbeit?
"Die Jugend von heute sitzt nur noch am Handy" – das müssen sich viele junge Menschen anhören. Stimmt nicht, wie das Beispiel von Bremerhavener Kindern und Jugendlichen zeigt, die einen ganz anderen Zeitvertreib haben. Zumindest jeden Dienstagnachmittag, denn dann sind sie bei der Jugendfeuerwehr in Bremerhaven-Lehe aktiv. Die hat im Gegensatz zu vielen anderen Feuerwehren kein Nachwuchsproblem.
"Als ich klein war, haben mich diese großen roten Autos immer fasziniert", erinnert sich Sebastian. "Dann war ich beim Tag der offenen Tür der Berufsfeuerwehr, so bin ich hier rangekommen." Auch seine Mitstreiterin Emily teilt diese Begeisterung: "Das ist Feuerwehr, das ist eine Familie – das ist das Besondere daran." Beide sind schon länger dabei und strahlen, wenn sie über ihre Leidenschaft Feuerwehr sprechen.
Das ist Feuerwehr, das ist eine Familie – das ist das Besondere daran.
Emily, Feuerwehrnachwuchs
Die elfjährige Mia ist vor einem Jahr dazu gekommen. Sie begeistert besonders die technische Seite der Arbeit. "Es ist richtig toll, man lernt hier Sachen wie die verschiedenen Schlauchlängen und auch, wie die Feuerwehrautos ausgestattet sind."
Auf den Zusammenhalt kommt es an
Auf dem Gelände der Freiwilligen Feuerwehr Bremerhaven-Lehe steht ein Holzhaus – der Treffpunkt für die Jugendfeuerwehr. Diesmal steht Theorie auf dem Programm. Das Thema: Wasserarmaturen. Klingt trocken, ist aber absolut wichtig. Wie kommt das Wasser vom Hydranten zur Einsatzstelle?
Jugendwart Marc Bruckmann weiß, wie die jungen Feuerwehrleute konzentriert bleiben. "Man merkt, dass einige ein bisschen müde werden. Ist auch verständlich, wenn sie schon sechs Stunden Schule hatten", sagt er. "Aber wir versuchen immer, die Kinder und Jugendlichen interaktiv einzubinden und die wasserführenden Armaturen in Action zu sehen."
Die 16-jährige Lilly ist seit Anfang des Jahres Jugendsprecherin in Lehe. Sie beschreibt, was die Stimmung in der Gruppe ausmacht. "Jedes Mal gibt es irgendwas Neues, was lustig ist, was Spaß macht – und der Zusammenhalt ist einfach etwas ganz Besonderes hier."
Sie trägt wie die anderen eine Feuerwehruniform. Die Jacke ist unten blau, oben orange, darauf der Aufdruck: Jugendfeuerwehr-Lehe. Andere haben sich für einen blauen Pulli entschieden. Den hat auch Marc Hübler an. 2011 war er einer der ersten Betreuer, als es in Lehe losging.
Die Jugendfeuerwehr ist bunt. Egal welche Religion, welche Hautfarbe, welcher Körperbau, ob Mann, Frau oder Divers – alle sind willkommen, dafür steht die Feuerwehr.
Marc Hübler, Stellvertretender Landesjugendfeuerwehrwart Bremen
Premiere aus Bremerhaven
Seit Kurzem ist der 34-Jährige stellvertretender Bremer Landesjugendfeuerwehrwart. Der Erste aus Bremerhaven. Gerade hat er das Jugendfeuerwehr-Zeltlager in Bremen im Fokus. Über 750 Teilnehmende kommen dabei im Juli zusammen. Die Arbeit, die er und ein großes Team investieren, ist ehrenamtlich. Anschließend will sich Hübler dem Thema Nachhaltigkeit widmen. Seine Idee: "Bäume pflanzen in unseren beiden wunderschönen Städten, sodass die Jugendlichen auch nachhaltig sagen: Das ist meine Stadt, ich möchte hier einen Baum pflanzen und sagen, damit werden wir grüner."
Warteliste in Bremerhaven-Lehe
Die Hauptaufgabe ist und bleibt allerdings, den Nachwuchs zu fördern und zu gewinnen – denn der ist die Zukunft der Feuerwehr. "Davon lebt unser Brandschutz", sagt Hübler, "ob in Bremen, Bremerhaven, Niedersachsen oder deutschlandweit."
Vielerorts fehlt der Nachwuchs. In Lehe hingegen musste sogar schon eine Warteliste für Nachrücker in die Jugendfeuerwehr angelegt werden. Und auch die Freiwillige Feuerwehr kann sich freuen: Emily und Sebastian sind vor Kurzem 18 Jahre alt geworden und rücken auf. So können sie ihre leidenschaftliche Arbeit dort fortführen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Das Wochenende aus Bremerhaven, 19. März 2023, 10:40 Uhr