Kochsalzlösung in Friesland "verimpft"? 39-Jähriger droht Haftstrafe
- Frau soll in Impfzentrum tausenden Menschen Kochsalz "verimpft" haben.
- Mehr als 8.000 Menschen wurden nachgeimpft.
- 39-Jährige Angeklagte könnte zu Haftstrafe verurteilt werden.
Es war einer der ersten großen Impf-Skandale in Deutschland: Einer 39-Jährigen wurde im April 2021 vorgeworfen, im Impfzentrum in Roffhausen im Landkreis Friesland statt des Corona-Impfstoffs Kochsalzlösung in die Spritzen aufgezogen zu haben. Mehr als 8.000 Menschen mussten sich daraufhin erneut impfen lassen. Die Frau ist angeklagt wegen Körperverletzung in 15 Fällen. Jetzt soll vor dem Landgericht Oldenburg das Urteil fallen.
Was ist da heute zu erwarten?
Das Gericht will heute klären, ob es versuchte oder vollendete Körperverletzung war. Das heißt: Der Verteidiger der Angeklagten will heute dafür plädieren, dass es versuchte Körperverletzung war. Als Grundlage nimmt er dafür, dass nicht mehr nachzuweisen ist, ob die sechs Spritzen, die die Angeklagte mit Kochsalzlösung aufgezogen haben soll, überhaupt verimpft wurden oder nicht. Die Staatsanwaltschaft dagegen wird sicherlich auf vollendete Körperverletzung plädieren – also, dass sechs Personen auf jeden Fall statt mit dem Corona-Impfstoff mit der Kochsalzlösung geimpft wurden. Und das Gericht wird das heute, vermutlich gegen Mittag entscheiden. Dafür ist auch wichtig, aus welchen Beweggründen die Angeklagte gehandelt hat. Vorher sind heute aber noch mehrere Zeugen geladen.
Gab es denn im Laufe des Prozesses Hinweise darauf, warum die Angeklagte das gemacht hat?
Das wird heute wohl ein ausschlaggebender Punkt. Die Angeklagte selbst hat von Anfang an klar gesagt: Ihr sei eine Ampulle des Biontec Impfstoffs auf den Boden gefallen und kaputt gegangen. Und weil der Druck im Impfzentrum so hoch war, habe sie Angst gehabt gekündigt zu werden. Um das zu vertuschen habe sie eben die Kochsalzlösung genommen. Mehrere ehemalige Mitarbeiter des Impfzentrums in Roffhausen haben aber widersprochen, dass es dieses Klima der Angst nicht gegeben habe. Und dass sie diese Aussage nicht nachvollziehen können. Und wieder andere sagten, dass die Angeklagte ja Impfgegnern sei und mit Absicht Kochsalz in die Spritzen aufgezogen habe, weil sie nicht an die Impfung glaubte. Dem hat die Angeklagte zwar klar widersprochen. Aber: Ermittler haben auf ihrem Handy Texte und Bilder von Verschwörungstheorien gefunden, die sie bei Whatsapp weitergeleitet hatte. Und je nach dem, aus welchen Beweggründen die Angeklagte eben gehandelt hat, hat das Auswirkungen auf das Urteil. Der Angeklagten drohen jedenfalls eine Geldstrafe oder bis zu fünf Jahren Haft.
In der Anklageschrift war ja von 15 Fällen der Körperverletzung die Rede. Ist es dabei geblieben?
Nein. Im Laufe des Prozesses wurde die Anzahl auf sechs herabgesetzt: Ein Gutachter vom Gesundheitsamt in Friesland hat ausgesagt, dass man nicht genau nachweisen könne, wer geimpft wurde und wer nicht. Kurz nach dem der Fall bekannt wurde, hat der Landkreis mehr als 120 Personen auf Antikörper getestet – bei 15 konnten keine nachgewiesen werden. Und im Laufe des Prozesses wurde eben klar, dass diese Auswertung nicht aussagekräftig gewesen ist. Deswegen geht es nicht mehr um 15, sondern um sechs Fälle von Körperverletzung. Ob sich das strafmildernd auswirkt, wird sich aller Voraussicht nach heute zeigen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Morgen, 30. November 2022, 6:40 Uhr