Bremer Freibeuter wohnte im Stephani-Viertel

Im Norden gab es nicht nur Störtebecker, sondern auch einen Bremer Piraten: Johann Hollemann. Er trieb schon Jahrzehnte früher sein Unwesen auf der Nordsee.

Bild: Radio Bremen

Zur Hansezeit gehörten Koggen, Kontore und Seeräuber. Besonders bekannt im Norden ist der Hamburger Störtebeker, der wegen Piraterie schließlich hingerichtet wurde. Noch vor Störtebeker – ein paar Jahrzehnte früher – trieb laut der Landesarchäologen ein Bremer Freibeuter sein Unwesen auf der Nordsee. Er ist sogar der einzige Bremer Freibeuter: Johann Hollemann. Dass es ihn gab, wissen die Forscher schon länger, doch jetzt haben sie herausgefunden, wo er gewohnt hat.

Den Standort des Hauses haben die Landesarchäologen jetzt erschlossen. Entdeckt hatten sie die sogenannte Hollemansburg schon vor zehn Jahren bei Grabungen um ein Hotel. Doch erst die Durchsicht alter Steuerlisten führte sie auf die richtige Fährte. Dort ist genau vermerkt, wer wann seine Steuern bezahlt hat und welche Familie im Haus wohnte. Die Wissenschaftler gingen Jahrhunderte zurück und stießen so auf Johann Hollemann. Nun sind sie wirklich sicher: In einem Steinhaus in der Langenstraße wohnte der Bremer Pirat – neben dem heutigen Hotel Überfluss. Dort hatte er die Hollemannsburg errichtet. Auch in Bremen-Nord legte er sich ein Piratennest zu. Doch was wollte ein Freibeuter mitten in der Stadt?

Seekrieg gegen Hamburger Schiffe

Die Geschichte beginnt mit einem Streit zwischen Bremern und Hamburgern. Offenbar kein ganz neues Thema. Die Hamburger setzten gern mal Schiffe im Hafen fest, wenn sie der Meinung waren, dass die Bremer gegen die Hanseregeln verstoßen hatten. Dem damals noch gutsituierten Bremer Kaufmann brachte das in Rage, denn er hatte dadurch den finanziellen Schaden und zudem empfand er es als tiefe Kränkung. Es war Johann Hollemann, der sich fortan als Freibeuter darauf spezialisierte, Hamburger Schiffe zu plündern, Hamburger Kaufleute zu entführen und Lösegeld zu fordern.

Die Hamburger haben sich natürlich in Bremen beschwert, weil Hollemann auch seinen Wohnsitz mitten in den Stadtmauern hatte, am Anfang des Stephani-Viertels.

Dieter Bischop, Landesarchäologe

Aber die Bremer scherten sich nicht um die Klagen aus Hamburg. Sie entgegneten einfach, dass Hollemann nicht zu ihnen gehören würde.

Doch der rachegetriebene Freibeuter machte einen tödlichen Fehler. Zu einer Zeit, als die Bürgerschaft begann, sich zu bilden, schlug er sich auf die Seite des Erzbischofs, der damals noch der eigentliche Landesherr war. Hollmanns Wohnhaus wurde sogar zur Schaltzentrale der "Verräterpartei". Das war dann zu viel für die Bremer. Mit Hilfe von Oldenburger Soldaten eroberten sie die Stadt zurück und nahmen die Hollemannsburg ein. Hollemann selbst wurde im Jahr 1366 erschlagen und am Fensterkreuz der eigenen Burg nach draußen gehängt als Mahnung: Bremen soll frei bleiben – und jeder der dagegen geht, wird hingerichtet.

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 26. Juli 2016, 19:30 Uhr