Von Tenever nach Harvard: Für diese Bremerin erfüllt sich ein Traum

Nilay Ersoy hat in Tenever Abitur gemacht. Jetzt hat sie geschafft, was für viele ein Traum bleibt. Sie studiert demnächst an der amerikanischen Elite-Universität Harvard.

Nilay Ersoy hat an der GSO in Tenever Abitur gemacht. Bald geht es für sie nach Harvard, an die Elite-Universität in den USA. Dort wird die 19-Jährige Politik studieren. Möglich macht das ein Stipendium.

Jetzt kann ich es erst fassen, dass ich angenommen wurde. Aber am Anfang kam es mir wie ein Aprilscherz vor.

Nilay Ersoy

Dafür hat die 19-Jährige viel gepaukt. Drei Mal die Woche hat sie im Café mit Freundinnen gelernt, um beste Noten zu erzielen. Sie selbst sagt über sich, sie sei eine stolze Streberin gewesen.

Geboren und aufgewachsen ist Nilay in Tenever. Hier haben 80 Prozent der Jugendlichen einen Migrationshintergrund. Nur jeder vierte schafft das Abitur. Die Deutsch-Türkin ist die erste in ihrer Familie, die studieren wird. Ihre Mutter hat das Stipendium für sie gefunden.

Ich glaube meine Motivation war es, aus Tenever rauszukommen. Ich möchte hier raus, ich möchte was anderes aus meinem Leben machen.

Nilay Ersoy

Nilay erzählt, ihre Mama sei immer ihr Vorbild gewesen, obwohl sie nur in der Hauptschule war. Weil ihre Mutter es nicht geschafft hat, wollte sie es umso mehr schaffen.

Nilays Familie und Lehrer erkennen früh ihr Potenzial

Nilay hatte Glück. Sie wurde früh gefördert. Schon in der sechsten Klasse erkannte ihre Englischlehrerin ihr Potenzial und beschaffte ihr Unterrichtsmaterial aus den USA für die achte Klasse. Für Nilay war das eine tolle Möglichkeit, nicht jeder Lehrer würde das anbieten. Auch ihr Geschichts-Lehrer Ibrahim Ekim hat sie seit der siebten Klasse in ihrem Weg bestärkt.

Ich finde es wundervoll, wie sie sich entwickelt hat. Mir ist schon immer aufgefallen, dass sie anderen Leuten hilft und selbst Bestleistungen erzielt und erzielen möchte. Dabei ist sie nicht egoistisch, sondern denkt immer wieder an ihre Mitschülerinnen.

Ibrahim Ekim, Geschichts-Lehrer

Der Deutsch-Türke hatte einen ähnlichen Weg wie Nilay. Darum nimmt er sich besonders viel Zeit für seine Schülerinnen und Schüler. Er glaubt an sie und ist davon überzeugt, dass jeder Mensch ein Talent hat. Talent bestehe für ihn nicht darin, das Abitur zu schaffen oder berühmt zu werden. Sondern es sei wichtig, sich wohl zu fühlen. Das gelinge nur, wenn man ein gutes Vertrauensverhältnis mit den Schülern habe und dann über die Lerninhalte und den Unterricht hinweg schaut, was die jungen Menschen benötigen.

Für Nilay geht jetzt ein Kindheitstraum in Erfüllung. Doch der ist für sie auch mit Trauer verbunden, weil sie ihre Familie und Freunde in Bremen zurücklassen muss. Dennoch ist sie sehr glücklich, dass sie es geschafft hat.

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