Bremer Expertin verrät 5 Tipps gegen Alltagsrassismus

Rassismus steckt in unserem Alltag und auch in jedem von uns, sagt die Bremer Anti-Diskriminierungsbeauftragte Ikram Errahmouni-Rimi. Aber dagegen lässt sich etwas tun.

Unpassende Fragen, veraltete Strukturen oder ganz offen: Rassismus findet sich in vielen Bereichen in unserem Alltag wieder. Für Betroffene kann das belastend sein. Aber jeder kann selbst etwas tun, um den eigenen, oft unbewussten, Rassismus bewusst zu machen – und anders zu handeln. Wie, das erklärt die Bremer Anti-Diskriminierungs-Expertin Ikram Errahmouni-Rimi.

1 Akzeptanz: Rassismus steckt in jedem

Wichtig sei es zu verstehen, dass Rassismus Teil der Gesellschaft ist. Er stecke in jedem von uns. Das zu akzeptieren ist nicht immer leicht. Niemand habe gerne schlechte Eigenschaften.

Errahmouni-Rimi sieht da parallelen zum Lügen. Wir alle lügen, meistens täglich. Offen zugeben würde das aber keiner. Ähnlich sehe es aus mit Rassismus. Die Erkenntnis, dass Rassismus in jedem von uns stecke, sei deshalb so wichtig, damit man seine eigenen Handlungen und Aussagen hinterfragt und die Chance hat, diese zu ändern.

2 Muss diese Frage wirklich sein?

Die Frage nach dem "Woher kommst du wirklich?" kann für viele Menschen mit Migrationshintergrund unangenehm sein. Dabei sei die Frage an sich nicht problematisch, sie sei aber sehr persönlich, sagt die Anti-Diskriminierungsbeauftragte Ikram Errahmouni-Rimi. Schließlich ist sie oft mit der eigenen Familiengeschichte und anderen privaten Infos verbunden. Nicht jeder will seine persönliche Geschichte erzählen, betont Errahmouni-Rimi.

Deshalb bittet die Expertin diese Frage nochmal zu überdenken und sie sonst mit Vorsicht zu stellen: "Auch Verunsicherung kann zurück gespiegelt werden: 'Ist es okay, wenn ich dich das frage?'" So kann das Gegenüber selber entscheiden, ob er oder sie die Frage beantworten möchte.

3 Menschen bewerten Situationen unterschiedlich

Von Vorurteilen kann sich kaum einer freimachen. Prinzipiell seien Vorurteile auch nichts Schlechtes, findet Ikram Errahmouni-Rimi. Problematisch sei es erst dann, wenn man diese an schlechte Eigenschaften knüpfe. Das kann unbeabsichtigt passieren, denn oft bewerte man Situationen oder Erlebnisse nur im Unterbewusstsein.

Aber daraus Schlüsse zu ziehen führe zu Verallgemeinerungen. Dadurch sieht man nur noch, was man sehen möchte: Eine selbsterfüllende Prophezeiung. "Die Frage ist: Wofür haben wir einen Blick? Wie bewerten wir Situationen?", rät Errahmouni-Rimi. Sich der eigenen Bewertung einer Situation bewusst werden kann häufig schon helfen, ungewollte Vorurteile aufzudecken.

Die Frage ist: Wofür haben wir einen Blick? Wie bewerten wir Situationen?

Ikram Errahmouni-Rimi, Referentin für Vielfalt und Anti-Diskriminierung der Bremer Polizei

4 Sich in die andere Person hineinversetzen

Um sensibel für Alltagsrassismus zu werden hilft es zudem, sich in eine andere Person hineinzuversetzen, so die Anti-Diskriminierungs-Trainerin. Gerade, wenn man als Person nicht von Rassismus betroffen ist. Diese Perspektive einzunehmen kann helfen, das eigene Verhalten besser zu reflektieren und zu hinterfragen. Das könne eine Chance sein, die andere Person besser zu verstehen, so Errahmouni-Rimi.

5 Beratungs- und Beschwerdestellen einrichten

Ein inklusives Unternehmen sei in Zeiten von Fachkräftemangel für viele Unternehmen eine große Chance, findet Errahmouni-Rimi. Aber auch vor dem beruflichen Umfeld macht Rassismus nicht Halt. Dabei ist dort die Gleichbehandlung aller Menschen im Gesetz verankert.

Umso wichtiger findet Ikram Errahmouni-Rimi, auch im Beruf für Alltagsraissmus zu sensibilisieren. Es brauche Möglichkeiten in Unternehmen und Organisationen, damit Minderheiten sich zur Wehr setzen können. Das können zum Beispiel Beschwerde- und Beratungsstrukturen sein, an die sie sich bei Problemen wenden können.

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Autorinnen und Autoren

  • Felix Krömer
    Felix Krömer
  • Marie Roters
    Marie Roters Autorin

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 13. November 2022, 19:30 Uhr