Täter ohne Mitleid – die grausamen Morde an Levke und Felix
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- Aus der Serie & dem Podcast: Mord Nordwest – Der True-Crime-Podcast von buten un binnen
- Veröffentlicht am: 16. Februar 2023
Marc H. hat zwei Kinder getötet – mindestens. Er entführte und ermordete Levke und Felix, das ist sicher. Aber hat er auch die kleine Adelina aus Bremen umgebracht?
Marc H. leide "an dem emotionalen Defekt des gänzlich Unbeteiligtseins an dem Empfinden anderer", heißt es in einem gerichtlich in Auftrag gegebenen psychiatrischen Gutachten. Das bedeutet: Marc H. kann sich nicht in andere Menschen hineinversetzen. Er hat kein Mitgefühl. Und weiter schreibt der Gutachter: "Über die beiden ihm jetzt vorgeworfenen Delikte sprach Herr H. mit erschreckender Sachlichkeit." Die Delikte, das waren Morde an zwei Kindern. Und H. schilderte dem Gutachter in allen Einzelheiten, wie er sie missbraucht und umgebracht hatte.
Zwei Morde innerhalb weniger Monate
Sein erstes Opfer hieß Levke. Das Mädchen war acht Jahre alt, als H. es am 6. Mai 2004 in Cuxhaven entführte. Levkes Schulranzen, Jacke und Sporttasche werden auf einem Waldparkplatz 25 Kilometer weg von Levkes Elternhaus gefunden. Aber von dem Mädchen selbst fehlt jede Spur. Aufwendige Suchaktionen und Ermittlungen der Polizei bleiben ohne Ergebnis. Aber Ende August findet ein Pilzsammler zufällig Levkes Leiche in einem Wald bei Attendorn. Das liegt im Sauerland, rund 400 Kilometer von Cuxhaven entfernt.
Sein zweites Opfer war Felix. Der ebenfalls Achtjährige wird von Zeugen zuletzt am 30. Oktober 2004 mit seinem blau-gelben Fahrrad auf der Straße zwischen Hipstedt und Neu Ebersdorf im Landkreis Rotenburg gesehen. Alle Suchaktionen, alle polizeilichen Ermittlungen bleiben auch hier erstmal vergeblich.
Dass die beiden Fälle zusammenhängen könnten, darauf kommt zunächst niemand. Schließlich ist es eher ungewöhnlich, dass Sexualstraftäter sich für Mädchen und Jungen gleichermaßen interessieren.
Ein Mann ohne Mitleid
Schon Anfang September gerät Marc H. ins Visier der Sonderkommission, die in Sachen Levke ermittelt. H. ist gelernter Klempner, hatte aber zuletzt eine Stelle als Wachmann und ist zu der Zeit arbeitslos. Er wohnt in Bremerhaven, ist aber im Sauerland aufgewachsen, ganz in der Nähe des Waldes in dem Levkes Leiche gefunden worden ist. Und Leute, die ihn von damals kennen, wissen, dass er als Kind gerne mal Tiere gequält hat, dass er später ein problematisches Verhältnis zu Frauen hatte und dass er wegen Vergewaltigung eines 17-jährigen Mädchens vorbestraft ist. Er ist verheiratet, lebt aber von seiner Frau und der gemeinsamen Tochter getrennt. Eine andere mittlerweile zehnjährige Tochter aus einer früheren Beziehung wohnt bei ihm.
Am 7. Dezember fährt die Kripo mit H. ins Sauerland zum Fundort von Levkes Leiche – und zurück. Am 8. wird er festgenommen und lange verhört. Und dann gesteht er den Mord an Levke. Vier Wochen später gesteht er auch den Mord an Felix. Und er sagt, wo Felix’ Leiche zu finden ist. Taucher bergen sie aus dem Flüsschen Geeste bei Bremerhaven. H. hatte den toten Jungen in Bettlaken und Müllsäcke verpackt und mit Steinen beschwert und ins Wasser geworfen.
Die Ermittler nehmen an, dass Marc H. auch noch andere Vergewaltigungen und Morde begangen hat, unter anderem den Mord an Adelina aus Bremen. Aber ihm waren bisher keine weiteren Taten nachzuweisen. Für die Morde an Levke und Felix ist Marc H. vom Landgericht Stade zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Die Richter haben außerdem die besondere Schwere der Schuld festgestellt und Sicherungsverwahrung nach Verbüßung der Strafe angeordnet. Ein härteres Urteil ist nach deutschem Strafrecht nicht möglich.