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Bremer Forscher entdeckt in 100 Millionen Jahre altem Stein neue Wespe

Wespe in Bernstein

Bremer Insektenforscher entdeckt unbekannte ausgestorbene Wespenart

Bild: Manuel Brazidec

Ein Insektenforscher des Übersee-Museums Bremen hat in uraltem Bernstein eine unbekannte Wespe entdeckt. Kurios daran: Das "neue" Insekt ist längst ausgestorben.

Gut zehn Jahre ist es her, da übergab ein Sammler aus Niedersachsen dem Bremer Biologen Volker Lohrmann eine Reihe von Fossilien zur Begutachtung – darunter eine bizarre Wespe. Sie ist in einem Bernstein aus Myanmar eingeschlossen, von dem man weiß, dass er aus der Kreidezeit stammt und etwa 100 Millionen Jahre alt ist. 

Um die Wespe wissenschaftlich zu untersuchen, hat Lohrmann mit französischen Kollegen zusammengearbeitet, mit den Wespenspezialisten Manuel Brazidec und Vincent Perrichot von der Universität Rennes. Jetzt haben die drei Forscher eine Studie über das Insekt veröffentlicht. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass es sich bei Lohrmanns Fund um eine längst wieder ausgestorbene Plattwespe einer bislang noch unbekannten Gattung handelt. Sie haben die Wespe Hukawngepyris setosus genannt. 

Dass es diese Wespe nicht mehr geben kann, erkennt man laut Lohrmann daran, dass sie deutlich anders aussieht als heutige Plattwespen. Auch gebe es kein Beispiel für eine Art, die 100 Millionen Jahre unverändert existiert.

Es ist wie mit den Dinosauriern: Wir finden eine neue Art und wissen dabei bereits, dass es diese Art nicht mehr gibt.

Insektenforscher Volker Lohrmann
Ein Mann mit Brille sitzt an einem Mikroskop.
Der Bremer Insektenforscher Volker Lohrmann bestimmt ein Präparat am Mikroskop. Bild: WFB | Jonas Ginter

Wieso nennen Lohrmann und seine Kollegen die neue ausgestorbene Wespe ausgerechnet Hukawngepyris setosus?

Der Name der Gattung, "Hukawngepyris", ist eine Referenz an das Hukawng Valley im Norden Myanmars, wo der Bernstein, in dem die Wespe eingeschlossen ist, gefunden wurde. Außerdem stellt der Name eine Verbindung zur noch heute vorkommenden Plattwespengattung "Epyris" her. Die Artbezeichnung "setosus" heißt so viel wie "borstig".

Kann man die Wespe im Übersee-Museum bewundern?

Nein. Derzeit befindet sich die Wespe noch in Rennes. Langfristig soll sie im Museum für Naturkunde Berlin unterkommen. Lohrmann versichert aber, dass es im Übersee-Museum eine Reihe anderer, ebenfalls besonderer Wespen beziehungsweise Wespen-Fossile zu sehen gibt.

Was ist an der Wespenart 'Hukawngepyris setosus' besonders?

Zwar sind in der Wissenschaft Lohrmann zufolge bereits deutlich mehr als 100 ausgestorbene Plattwespenarten bekannt. Als große Besonderheit an der neuen Entdeckung aber hebt er hervor, dass es sich um die sterblichen Überreste einer Teilgruppe von Plattwespen handelt, deren ältestes Fossil bisher "nur" knapp über 50 Millionen Jahre alt gewesen sei – also halb so alt wie der Fund aus Myanmar. Er bezeichnet die Wespe daher als "Puzzleteil, das uns hilft, die Stammesgeschichte dieser heute nahezu weltweit verbreiteten Wespengruppe zu verstehen".

Wie bestimmt man das Fossil eines Insekts?

"Das ist ein bisschen so wie bei dem Ratespiel 'Wer bin ich?'", sagt Lohrmann. So bediene man sich als Forscher wissenschaftlicher Bestimmungsschlüssel, mit deren Hilfe sich die Tiere anhand des Ausschlussverfahrens und äußerer Erkennungsmerkmale verwandten Arten zuordnen lassen. 

"Bei der Bestimmung von Wespen spielt beispielsweise das Flügelgeäder eine wichtige Rolle", erklärt Lohrmann. Andere wichtige Bestimmungsmerkmale seien etwa die Struktur der Körperoberfläche oder die Verteilung von Härchen auf dem Körper.

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Bild: Radio Bremen

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Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 6. Mai 2024, 8:05 Uhr