Warum Frauen in Bremen weniger verdienen – und was sich ändern kann

Hände halten zwei unterschiedlich große Stapel Euro-Münzen

Frauen verdienen in Deutschland 18 Prozent weniger als Männer

Bild: Imago | Pond5 Images

Frauen erhalten durchschnittlich weniger Lohn, auch für die gleiche Arbeit. Welche Lösung des Problems braucht es in Bremen?

Der 6. März markierte den symbolischen Tag, bis zu dem Frauen im Land Bremen unbezahlt arbeiten: den Gender Pay Day. Er thematisiert die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen. Diese liegt in Bremen bei 19 Prozent und damit über dem bundesweiten Durchschnitt von 18 Prozent.

Laut Statistischem Landesamt Bremen verdienen Frauen im Land Bremen durchschnittlich rund 21 Euro pro Stunde, Männer 5 Euro mehr. Betrachtet man den Lohnunterschied in vergleichbaren Beschäftigungsverhältnissen – also den bereinigten Gender Pay Gap – sind es laut Statistischem Landesamt Bremen 6 Prozent Unterschied.

Was die Lohnlücke verstärkt

Die Gründe für die Lohnlücke sind vielfältig. Nicht nur auf Bundesebene, auch in Bremen ist der Gender Pay Gap im Alter von 30 bis 50 Jahren am größten. Das ist die Zeitspanne, in der viele Frauen einen großen Teil der Kinderbetreuung übernehmen, in Teilzeit arbeiten oder vollkommen auf Erwerbstätigkeit verzichten.

Letzteres allerdings nicht immer freiwillig. "Es gibt Frauen, denen nach der Elternzeit signalisiert wird, dass für sie im Unternehmen kein Platz mehr ist", sagt Silke Bothfeld, Vorsitzende der Sachverständigenkommission für den 4. Gleichstellungsbericht Deutschlands. Derzeit forscht sie zur geschlechtergerechten Gestaltung des Arbeitsmarktes und lehrt an der Hochschule Bremen.

Wo Frauen arbeiten – und was das bedeutet

65 Prozent der Beschäftigten arbeiten laut dem Deutschen Gewerkschaftsbund in Bremen unter Tarifverträgen. Bundesweit bedeutet das Platz eins. Besonders gut bezahlt sind dabei insbesondere die tarifgebundenen Tätigkeiten in der Industrie. Allerdings profitieren davon vornehmlich Männer, nicht Frauen.

Die Mehrheit der Bremerinnen ist nicht in der Industrie beschäftigt, sondern im öffentlichen Dienst sowie im Dienstleistungssektor und im Sozialen Sektor, so Bothfeld. "Im sozialen Sektor haben wir Tarifabschlüsse, die viel bescheidener sind als in der Metallindustrie", sagt sie.

Was helfen soll

Neben Tarifverträgen gibt es weitere Lösungsansätze für die bessere Entlohnung von Frauen. Steuer- und sozialrechtliche Anreize für die Teilzeitarbeit von Frauen müssten durch den Gesetzgeber abgebaut werden, fordert etwa Bothfeld.

In der Privatwirtschaft brauche es aber ein Gleichstellungsgesetz, das Entgelttransparenzgesetz reiche nicht, sagt Bothfeld. Kollektive oder systembedingte Diskriminierung könne damit nicht festgestellt werden. Unternehmen müssten mit dem Gleichstellungsgesetz ihre Beschäftigungsstruktur und Entlohnung in einem Bericht angeben, wie aktuell schon im öffentlichen Dienst.

Für Tarifverträge im öffentlichen Dienst gilt in Bremen das Landesgleichstellungsgesetz. Hier regelt Abschnitt 4 die Einstellung, Übertragung eines Postens und die Beförderung. Es dürfen demnach keine Nachteile durch Beurlaubung oder Teilzeitbeschäftigung entstehen.

Tatsächlich wirken sich Tarifverträge im Durchschnitt positiv auf die Löhne von Frauen aus, sagt auch Elke Heyduck, Geschäftsführerin der Arbeitnehmerkammer Bremen. 843 Euro mehr würden Frauen mit Tarifverträgen verdienen, als andere Frauen. Merle Mangels vom Deutschen Gewerkschaftsbund betont dennoch: "Tarifverträge sind ein Faktor, aber kein Allheilmittel."

Auch Tarifverträge können nicht umgehen, dass bei der Einstufung diskriminiert wird.

Merle Mangels, Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte des Deutschen Gewerkschaftsbundes Bremen, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt

Tarifverträge sorgten für Planbarkeit, mehr Flexibilität und könnten auch Frauen vor Diskriminierung schützen. Doch letztlich liege das Problem in der Arbeitsbewertung, die sowohl im öffentlichen Dienst als auch in der Privatwirtschaft stattfindet. Mit der Arbeitsbewertung hänge zusammen, in welcher Gehaltsklasse eine Angestellte eingestuft werde, sagt Mangels. Und genau dort würde noch immer Diskriminierung stattfinden.

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Autorin

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Nachrichten, 6. März 2024, 9 Uhr